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Lagergebühren oder Mehrwertsteuer – ist das Zollfreilager günstiger?

Zu den wichtigsten Gründen, Edelmetalle im Zollfreilager verwahren zu lassen, gehört die Einsparung der Mehrwertsteuer beim Kauf. In langen Seitwärtsphasen drängt sich aber dem einen oder anderen Anleger die Frage auf, ob nicht die Verwahrentgelte nach und nach die durch die Mehrwertsteuerbefreiung erzielte Einsparung aufzehren. Überschlagsweise kann man den Mehrwertsteuersatz durch die Lagergebühr teilen und […]
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Zu den wichtigsten Gründen, Edelmetalle im Zollfreilager verwahren zu lassen, gehört die Einsparung der Mehrwertsteuer beim Kauf. In langen Seitwärtsphasen drängt sich aber dem einen oder anderen Anleger die Frage auf, ob nicht die Verwahrentgelte nach und nach die durch die Mehrwertsteuerbefreiung erzielte Einsparung aufzehren. Überschlagsweise kann man den Mehrwertsteuersatz durch die Lagergebühr teilen und erhält so – theoretisch – die Anzahl der Jahre, bis der Vorteil aufgezehrt ist. Tatsächlich ist dieser Ansatz falsch, wie wir in einer Modellrechnung zeigen können.

Es ist allerdings wichtig, die Kostenseite nicht zum alleinigen Entscheidungskriterium zu machen. Gegenüber der Lagerung von Barren zu Hause oder im Schließfach bietet das Zollfreilager folgende wesentliche Vorteile:

  1. Sie bekommen Edelmetalle zu Großhandelspreisen, selbst mit einem kleinen Investment erwerben Sie einen Anteil an einem größeren und damit günstigeren Barren.
  2. Mehr Sicherheit durch die Lagerung in professionell geführten Hochsicherheitsbereichen, wobei die Ware voll versichert ist. Die Lagerung zu Hause ist vergleichsweise unsicher, außerdem scheuen sich die Hausratsversicherungen, das Material adäquat zu versichern. Und man weiß nie, wer Informationen über den Versicherungsumfang erhält.
  3. Mehr Flexibilität beim Verkauf: Anders als privat gelagerte Edelmetalle, die zunächst physisch zu einem Händler verbracht werden müssen, kann die Ware aus dem Zollfreilager sehr schnell abgegeben werden. Die dafür erforderlichen Papiere lassen sich per Email oder auf dem Postweg sehr viel schneller übermitteln als schwere Barren – auch zwischendurch, etwa in der Mittagspause. Dadurch können Preisspitzen besser genutzt werden, mit etwas Geschick kann man also einen besseren Preis erzielen.
  4. Wenn man Barren aus eigener Verwahrung verkaufen möchte, müssen sie zunächst auf Echtheit geprüft werden, was zu Verzögerungen und sogar zu Komplikationen führen kann. Wenn Sie Ihre Edelmetalle aus dem Zollfreilager zurückverkaufen, so besteht völlige Klarheit über die Echtheit der Ware, die Sie ja auch als echt verkauft bekommen haben.

Das sind bedeutende Vorteile der Verwahrung im Zollfreilager, die für sich genommen schon einen gewissen Kosteneinsatz rechtfertigen würden. Wie sieht es aber mit den Gebühren im Vergleich zur Mehrwertsteuer aus? Fährt man mit dem Zollfreilager günstiger oder kostet es mehr? Unsere Modellrechnung kommt zu einem überraschenden Ergebnis.

Für den Vergleich haben wir einen regelmäßig um zwei Euro pro Jahr steigenden Silberpreis angenommen. Im ersten Jahr der Berechnung steht er bei 14 Euro, im folgenden bei 16 Euro, dann bei 18 Euro und zuletzt, im neunten Jahr, bei 30 Euro. Das entspricht der groben, stark geglätteten Preisentwicklung (in US$) von 2016 bis 2024. Für die Modellrechnung werden außerdem keine Auf- und Abschläge für Kauf und Verkauf berücksichtigt, weil sie bei der privaten Verwahrung und beim Zollfreilager ungefähr gleich sind. Angelegt werden einmalig 100.000 Euro im ersten Jahr, im neunten Jahr wird alles verkauft. Das Verwahrentgelt wurde mit dem Satz eines teureren Anbieters (1,75 % pro Jahr) und mit dem günstigeren Satz der EM Global Service AG (1,08 % pro Jahr) angesetzt.

Anleger A entscheidet sich für Silberbarren, die er mit Mehrwertsteuer kauft und selbst lagert. Von seinen 100.000 Euro fließen 83.333 Euro in das Silber und der Rest geht als Steuer an den Staat. Er bekommt für sein Geld 5.952 Unzen zu je 14 Euro und hat keine weiteren Kosten. Nach neun Jahren verkauft er alles zu einem Preis von 30 Euro je Unze, er bekommt also 178.560 Euro.

Anleger B und Anleger C wählen die Verwahrung im Zollfreilager und entscheiden sich für verschiedene Anbieter: Anleger B bezahlt für die Verwahrung 1,75 % pro Jahr, Anleger C bezahlt jährlich 1,08 %. Beide bekommen für ihre 100.000 Euro jeweils 7.143 Unzen Silber zu je 14 Euro, beide verkaufen nach neun Jahren zu einem Preis von 30 Euro je Unze und erhalten somit 214.290 Euro für ihr Silber, also 20 % mehr als Anleger A. Allerdings haben beide jährlich ihre Gebühren bezahlt: Anleger B hat dafür 24.750 Euro aufgewendet und somit einen Reinerlös von 189.540 Euro. Anleger C hat 15.350 Euro bezahlt und einen Reinerlös von 198.940 Euro. Der finanzielle Vorteil der beiden gegenüber Anleger A beträgt 10.980 Euro bzw. 20.380 Euro. Interessant ist auch: Wer auf ein günstigeres Verwahrentgelt achtet, hat fast den gleichen finanziellen Vorteil gegenüber einem Anleger mit höheren Gebühren (nämlich 9.400 Euro), wie dieser gegenüber einem Anleger, der die Mehrwertsteuer bezahlt (10.980 Euro).

Verwahrentgelte können sich zwar summieren, insbesondere bei steigenden Edelmetallpreisen. Aber trotzdem ist die Lagerung im Zollfreilager unschlagbar, weil man von Anfang an deutlich mehr an Edelmetallen bekommt, deren Wertzuwachs einem entgeht, wenn man einen Teil seines Geldes zu Beginn des Investments für die Mehrwertsteuer aufwendet. Die Gesamthöhe der Gebühren im Vergleich zur Anlagesumme ist außerdem überschaubar: Wer den richtigen Verkaufszeitpunkt erwischt, was mit dem Zollfreilager einfacher ist, kann dadurch einen Teil seiner Kosten wieder hereinholen. Wichtig: Vergleichen Sie genau die Sicherheitsaspekte, die Leistungen der Anbieter und die Höhe des Verwahrentgelts.

 

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